Rodder im Jahre 975
Im Jahre 975 wurde der Ort Rodder urkundlich erstmals erwähnt, als er im Besitz der Trierer Abtei St. Maximin war.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Rodder zum kurkölnischen Amt Nürburg und zum Schultheißenamt Reifferscheid.
Unter der französischen Verwaltung gehörte Rodder zum Kanton Adenau im Rhein-Mosel-Department.
Aufgrund der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress wurde 1815 das linke Rheinufer, damit auch Rodder, dem Königreich Preußen zugeordnet. Nach der von Preußen neu geschaffenen Verwaltungsstruktur gehörte Rodder von 1816 an zur Bürgermeisterei Adenau im Kreis Ahrweiler, dem Regierungsbezirk Koblenz in der Rheinprovinz 1822 zugeordnet war. Seit 1946 ist Rodder Teil des Landes Rheinland-Pfalz.
1667 und 1857: Traurige Jahre für Rodder
Im Jahre 1667 wurde Rodder von der Pest heimgesucht. Bei dieser Epidemie starben fast alle Rodderer Einwohner.
Eine weitere Katastrophe brachte das Jahr 1857. Bei einer Brandkatastrophe fielen 13 Gebäude zum Opfer.
Rodder und die Pest
Im 17. Jahrhundert brachte der 30jährige Krieg und vor allem einige Jahre danach, im Jahr 1667, viel Leid nach Rodder. Der Pest fielen die meisten Familien zum Opfer.
Der Dorfbevölkerung nahm sich besonders Pfarrer Rodder (Rödder) aus Reifferscheid an. (vgl. de Lorenzi. S. 67 und Heimatjahrbuch 1987)
Die Pesttoten aus Rodder wurden wohl auf dem Friedhof in Reifferscheid begraben, obwohl es in Rodder zu diesem Zeitpunkt neben der Kapelle auch einen Friedhof gab. Wahrscheinlich wurde der pestverseuchte Ort von jedermann gemieden.
Nach einer mündlichen Überlieferung wurden die Pesttoten bis zum „Hochkreuz“ kurz vor Reifferscheid getragen. Dort setzen die Rodderer die Särge ab und gingen in ihr Dorf zurück.
Vor der Beerdigung läutete man in Rodder die Kapellenglocke, damit die Reifferscheider Bescheid wussten und die Toten beerdigen konnten. Bis auf den heutigen Tag heißt die Übergabestelle „Hochkreuz“. Heute befindet sich dort ein Bildstock.
Der Nachbarort Müsch half den Rodderer Bürgern auch in ihrer größten Not: An einer vereinbarten Stelle zwischen beiden Orten, stellten die Rodderer ihr Getreide ab. Die Müscher holten es anschließend dort und mahlten es in ihrer Mühle. Am vereinbarten Platz wurde es dann wieder zurückgelegt. Daran erinnern heute noch die sogenannten „Pestkreuze“.
Während der Pestzeit sollen 2 Rodderer versucht haben, sich der unheimlichen Seuche durch Flucht zu entziehen. Die Krankheit hatte sie jedoch beide bereits erfasst. Noch in der Nähe des Dorfes, an der Wegekreuzung nach Wirft, erlagen sie der Pest.
Zur Erinnerung an diese Begebenheit errichtete man Bildstöcke und Kreuze an der Unglücksstelle (vgl. Schulchronik S. 21)
Ein Kreuz stand in Richtung Antweiler an der Ecke Bergstraße. Einige Meter weiter sowie am Ende der heutigen Weiherstraße befanden sich ebenfalls „Heiligenhäuschen“. Weitere Bildstöcke befinden sich heute noch in der Hauptstraße und im „Erlenhardt“. Alle noch erhaltenen Bildstöcke werden von den Bewohnern des Ortes gepflegt und geschmückt. In ihrer größten Not machten die Rodderer das Gelübde, Wallfahrten abzuhalten und täglich den Rosenkranz zu beten. Tatsächlich verschwand die Pest. Das tägliche Rosenkranzbeten findet auch heute noch in den Wintermonaten bis Ostern statt.
Der Kirchenpatron des Ortes ist bis auf den heutigen Tag der heilige Rochus, der Pestheilige.
Geographische Lage
Der Ort Rodder liegt geographisch gesehen im Grenzgebiet zwischen Hoch- und Ahreifel im Kreis Ahrweiler im nördlichsten Zipfel von Rheinland-Pfalz.
Rodder gehört als selbständige Ortsgemeinde verwaltungsmäßig der Verbandsgemeinde Adenau an. Die Vorfahren haben sich südöstlich der Bergkuppe „Auf der Warthe“ in einer mittleren Höhenlage von 500 m ü. NN angesiedelt. Ein freier Panoramablick lässt die Domberge Nürburg, Hohe Acht, Kelberger Kopf, Aremberg, Hoffelder Kopf und Michelsberg im freien Sichtfeld erkennen.
Geologische Lage
Rodder wird von allen Himmelsrichtungen von Bergen vulkanischen Ursprungs umgeben. Der höchste Rodderer Berg „Auf der Warthe“ (520 m ü. NN besteht geologisch aus verschiedenen Gesteinsarten. Erz- und kupferhaltiges Gestein finden wir im Nordwesten, Sandsteine und Quarzit im Süden und Westen der Gemarkung.
Das sind sedimentäre Gesteine. Diese wurden früher aus verschiedenen Steinbrüchen (vor „Müscherholz“ und „Im Katzenforst“) abgebaut und zum Wegebau benutzt. Sie sind hart, druck- und abriebfest. Im Allgemeinen sind Böden aus Lehm und Steingemische anzutreffen. Auch Grauwacke baute man noch vor 70 Jahren in einem Steinbruch „Auf dem Dorn“ ab und benutze diesen Sandstein zum Häuserbau. Aber auch zur Hof- und Eingangsbefestigung sowie als Boden im Hauswirtschaftsraum wurde dieser verwendet.
Klima
Klimatisch fällt die Umgebung von Rodder in den nordwestdeutschen Klimaraum und wird von den Klimazonen des Hohen Venns erfasst, so dass auch hier im allgemeinen ein raues Klima herrscht.
Bläke Fritz -Friedrich Braun
Bläke Fritz wurde am 24. Juli 1840 in Rodder Hauptstraße 9
(Haus Theisen) geboren.
Als Junggeselle lebte er bis 1930 in Eichenbach.
Bläke Fritz starb am 18. Januar 1934 in Adenau.
Von ihm wusste Helene Theisen (1917 – 2018) manche lustige Begebenheit zu erzählen.
Der Zufall wollte es, dass Helene Theisen, gebürtig aus Eichenbach, später als Ehefrau von Michael Theisen nach Rodder, in Bläke Fritz Geburtshaus, einzog.
Bläke Fritz zog als Kesselflicker durch die Eifel. Mit einem Lötkolben reparierte er Dachrinnen, fertigte Blechtassen und andere Gefäße an und flickte durchlöcherte Kochkessel. Bläke Fritz setzte eine „Blak“ auf die Löcher. Daher kam er zu dem Namen „Bläke“
Für ein zugelötetes Kesselloch nahm er nie mehr als 10 Pfennig. Für ein kleines Löchlein nahm er sogar nur 5 Pfennig. Durch seine Wanderungen durch die Dörfer war er natürlich bekannt wie ein „bunter Hund“. Seine Schlagfertigkeit und seine Witze machten ihn sogar über die Eifelgrenzen hinweg berühmt:
Bläke Fritz Flucht Richtung Rodder
Eines Tages entlud sich der Zorn des Antweiler Wirtes über seinem Haupt. Fluchtartig verließ Bläke Fritz das Lokal und lief eiligst bergaufwärts nach Rodder. Doch hier war die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Hüter der Ordnung war benachrichtigt worden und folgte raschen Schrittes dem Flüchtenden. Unter schnaufendem „Ha… pu“ erreichte dieser die Höhe, sammelte schnell einige Steine und schleuderte sie dem dicht nachdrängenden Ordnungshüter entgegen. Mit einer zackigen Kehrtwendung suchte dieser talwärts Schutz und Deckung. Das schien dem Fassungslosen Mut zu geben, und voller Dreistigkeit rief er dem fliehenden Wachtmeister nach: „Brandis, Brandis, dräht de Knigg zo, sons jodde schibbele“!
Wenn de sterrewe wells, dann sterrew
Als Fritz noch zu Hause bei seinen Eltern lebte, wurde sein Vater eines Tages krank. Da er im Bett lag glaubte man, dass es nun langsam zu Ende mit dem Vater geht. Alle Nachbarn und Verwandten saßen am Sterbebett und beteten den Rosenkranz und Sterbegebete.
Der erwartete Tod stellte sich jedoch noch nicht ein. Schließlich wurde es dem Fritz zu lang. Er trat an Vaters Bett und sagte vorwurfsvoll: „Hur aan, Vatte! Die Zeit vejeht un et Liech vebrennt, un die Lock waden ad. Wenn de sterrewe wells, dann sterrew“.
Der Nachbar und die Nußhecke
Im Garten seines Hauses hatte der Bläke Fritz eine große Nußhecke. Sie stand nahe an der Grundstücksgrenze zum Nachbar. Daher verlangte dieser die Beseitigung der Hecke, da sie ihm das Licht wegnehme und die Wurzeln zu ihm herüberwuchsen. Aber Fritz weigerte sich. So lagen beide Nachbarn lange im Streit, bis der Ortsvorsteher zu vermitteln versuchte. Schließlich einigte man sich: Fritz sollte seinem Nachbarn in jedem Jahr die halben Nüsse mitgeben. Im nächsten Herbst fragte der Vorsteher den Bläke Fritz, ob er seiner Verpflichtung nachgekommen sei und dem Nachbarn die halben Nüsse mitgegeben habe. “Enä“, antwortete er listig, „bös jetz hann ech noch keen hallef Noß op derre Heck fonne“.
Fritz Braun ist ausgezogen
Bläke Fritz betätigte sich auch gerne als Wilderer, indem er “Schlöpp“ setzte. Einmal aber hatte der Förster ihn beim Schlingenstellen erwischt. Fritz konnte gerade noch entkommen und lief nach Hause. Schnell schrieb er mit Kreide an die Tür: „Fritz Braun ist ausgezogen“. Dann legte er sich ins Bett. Etwas später kam der Förster. Als er die Anschrift an der Haustür gelesen hatte, kehrte er um und ging zum Ortsvorsteher, um sich zu erkundigen, wohin der Bläke Fritz denn verzogen sei. Dieser ahnte, dass Fritz wieder einen seiner Streiche ausgeheckt hatte. Er ging mit dem Förster zu dem kleinen Haus am Waldrand zurück. Die Tür war unverschlossen. Die beiden traten ein und sahen sich im Haus um. Als sie ins Schlafzimmer kamen, fanden sie Fritz seelenruhig in seinem Bett liegen. „Wie konntest du denn schreiben, du seist ausgezogen“? stieß der Förster ärgerlich hervor. „Ja, meent ihr dann, ech lach mot de Klede om Bett“? erwiderte Fritz, indem er die Bettdecke wegschob, damit die beiden Herren sich von der Richtigkeit seiner Aussage überzeugen konnten. Da mußte auch der Förster lachen. Er beließ es bei einer Verwarnung für den Wilddieb und sah von einer weiteren Anzeige ab.
Bläke Fritz und die Melech op dem Füer
Einmal hatte Bläke Fritz einen Förster zum Laufen gebracht, den er mitten im Wald traf. Kaum sah er den Förster, drehte er sich auf dem Absatz um und lief weg in Richtung Eichenbach. Der Förster lief ihm hinterher, hatte aber das Pech, dass Fritz noch jung war und der Förster stark beleibt war. Zuletzt verlangsamte Bläke Fritz das Tempo, damit der Förster ihn einholen konnte. „Warum laufen Sie vor mir fort, was haben Sie zu verbergen“? fragte der Förster. Fritz antwortet mit unschuldigstem Ton: „Mer feel jrad en, ech han de Melech op dem Füer stohn un die brennt mer aan. Do moß ech doch loafe“.
Bläke Fritz verbrachte seine letzten Lebensjahre im „Kluusde“ (St. Josefskloster) in Adenau. Sogar auf dem Sterbebett im Adenauer Krankenhaus machte er noch seine Witze:
Bläke Fritz un de Kaez
Als er die Sterbestunde erwartete und der Kaplan ihn „vesehn“ hatte, saßen nun die Stationsschwestern und einige Bekannten an seinem Bett. Die Sterbekerze brannte und alle beteten um eine gute Sterbestunde für den Bläke Fritz. Da bemerkten sie, wie dieser einen nach dem anderen forschend ansah. Der Kaplan fragte, ob er ihnen noch etwas zu sagen habe. „Enä“, antwortete Fritz mühsam: “ech hann nömme jedaach, af me och ene van all derre Lock de Kaez usblöös, wenn ech dut senn“.